Da es auf Okinawa zu dieser Zeit nicht erlaubt war eine Waffe zu besitzen und es pro Dorf nur ein Messer (angebunden und bewacht am Dorfbrunnen) gab, mussten Ideen gesammelt werden

Unsere Teilnehmer hatten die Aufgabe sich an den Brunnen anzuschleichen und das Messer zu erbeuten. Allerdings wurde sehr schnell klar, dass es gesagt, viel leichter ist, als getan

Sobald die Wächterin des Brunnens Schritte hört, oder einen Verdacht hat, konnte sie sich umdrehen und sich noch bewegende Dörfler zurück schicken.

Den wachsamen Augen entging kein Wimpernzucken. Nach mehreren Anläufen stand fest: Es muss etwas geben, womit man sich verteiden kann -etwas, was man nicht wegnehmen kann. Hände, Arme, Füße, Beine und nicht zu vergessen der eigene Kopf.

Da das Ausüben von Kampfsport verboten war, mussten die geheimen Kampfkünste im Verborgenen und heimlich geübt werden. Doch wie können sich Gleichgesinnte untereinander erkennen, wenn man nicht darüber reden darf? Hier in Europa wäre es mittels geheimen Händedrucks möglich, sich untereinander zu erkennen. Das scheidet auf Okinawa allerdings aus -ein Händedruck gab es nicht.

Die Schüler wurden per Zusfall in kleine Gruppen aufgeteilt.

In den Dosen befanden sich kleine Gegenstände (Reis, Münzen, etc.), welche beim Schütteln ein einzigartiges Geräusch machen. Reden war bei dieser Übung nicht erlaubt.

Die Übung endete erst an dem Zeitpunkt, an dem sich alle Schüler sicher waren, dass sie die richtige Gruppe gefunden haben. Schließlich wollte man sich nicht versehentlich an einen Wächter des Herrschers verraten.

Eines Tages kam ein alter Mann in das Dorf und gab sich nach einiger Zeit als ein Meister der Kampfkunst zu erkennen. Er wollte die Teilnehmer unterrichten, aber nur unter einer Bedingung. Sie sollten die „Kunst auf einer Linie zu gehen“ meistern.

Es musste sehr lang geübt werden. Doch warum forderte er sie und warum meinte er, dass er die Teilnehmer nur dann als seine Schüler annehmen würde, wenn sie die Kunst verinnerlicht hätten?

Vertrauen in die Gruppe ist wichtig.

Die geheime Lichtung konnte nur erreicht werden, wenn eine breite Schlucht überwunden wird. Es gab nur einen Weg und dieser führte über umgestürzte Baumstämme.

Die abschließende Prüfung bestand darin, die Baumstämme mit geschlossenen Augen zu überqueren. Ein Trainingspartner gab dabei Sicherheit.

Das Vertrauen in den Trainingspartner ist für alle Karateübungen wichtig.

Dieser Leitspruch wurde von Gichin Funakoshi gegeben. Karate heißt nicht nur, sich verteidigen zu können. Es bedeutet auch, dass gegenseitige Rücksichtnahme  den eigenen Charakter positiv formt.

Eines Tages kamen die Schüler zu der Lichtung und der alte Mann kam nicht mehr. So vergingen einige Tage und sie fanden Fußabdrücke, die sie selbst nicht hinterlassen haben konnten. Ein Zeichen des Meisters (先生)?

Die Schüler verbanden die Fußabdrucke mit bereits bekannten Karateständen und Techniken. Sie haben selbstständig in ihren Gruppen eine Kata zusammengestellt. Eine Kata ist eine festgelegte Abfolge von Schritten und Techniken.

Die Gruppen bestanden aus verschiedenen Altersgruppen und Erfahrungsgraden (Gürtelfarben). Manche Techniken waren für Einige neu, doch gemeinsam ist alles möglich.

Da vor 700 Jahren kaum jemand lesen oder schreiben konnte, mussten die Technikabfolgen (Kata) auswendig gelernt werden, damit das geheime Wissen nicht verloren geht. Einige Anwendungen dieser Techniken sind nur dann erkennbar, wenn man einen Kundigen hat.

Jeder erkennt das Piktogramm eines Herzens, auch wenn es nur zur Hälfte gemalt wurde. Wie kommt das eigentlich? Wir Menschen können Dinge logisch ergänzen, sobald wir es einmal gesehen und gelernt haben. So ist es beispielsweise mit der geschriebenen Sprache. „W4rum k@nn3n w1r d4s l3s3n?“

Eine Kata besteht aus mehreren Ebenen, eine offensichtliche aus Schlägen, andere aus Ausholbewegungen, die ebenfalls zur Verteidigung genutzt werden können. Doch das kann nur erkannt werden, wenn man es gezeigt bekommt.

Der Tiger ist das traditionelle Wappentier, welches Gichin Funakoshi (der Begründer des modernen Karate Do) gewählt hat.

Als Abschluss des Lehrganges bekamen die Schüler von Patrick Mai Schlüsselanhänger mit dem Vereinslogo und dem Shotokan Tiger.

Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, dann wirst du geistige Reife erlangen.